Wer neue Sprachen lernt, hat ein offenes Ohr für allerlei fremdsprachige Terminologie. Anlässlich der anstehenden Weihnachtszeit nehmen wir heute die Adventstraditionen und -bräuche in anderen Ländern unter die Lupe und sehen uns an, was den Advent (bzw. Avant in Frankreich, Advento in Italien, Advento oder Tempo de Advento in Brasilien, Adviento in Spanien und Väntan in Schweden uvm. so besonders macht. Insbesondere wollen wir dabei mehr über den Adventskalender erfahren, den man heutzutage vermehrt auch in anderen Ländern findet, auch wenn sich diese nicht überall der gleichen Popularität erfreuen, wie bei uns.
Der Begriff Adventszeit, während der wir im deutschsprachigen Raum anhand von Adventskalendern die Tage vor Weihnachten zählen, geht bis ins vierte Jahrhundert zurück und wird von den meisten christlichen Kirchen gefeiert. Die meisten Adventstraditionen im deutschsprachigen Raum sind uns wohl bekannt, aber wie gestaltet sich diese Zeit eigentlich in anderen Ländern?
Adventskalender und -traditionen in anderen Ländern
Woher stammt diese Tradition?
Der Adventskalender stammt ursprünglich aus Deutschland, wo vom frühen 19. Jahrhundert an die Religionsgemeinschaft der Protestanten begann, die vierundzwanzig Adventstage vor Weihnachten durch das tägliche Herabbrennen einer Kerze oder Kreidestrichmarkierungen an Türen herunterzuzählen. Aus einer neuen Tradition, die darin bestand täglich ein religiöses Bild aufzuhängen, entstand schließlich um 1850 der erste handgemachte hölzerne Adventskalender.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchten schließlich die ersten gedruckten Versionen auf. In den 1920ern fügte der Verleger Gerhard Lang kleine Türen hinzu, hinter welchen sich entweder Bibelverse oder Bilder der damaligen Zeit versteckten. Langs Unternehmen musste kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs schließen, da die Kalender von den Nazis verbannt wurden. Erst nach Kriegsende erhielt Richard Sellmar, der Gründer des Sellmar-Verlags aus Stuttgart, die Erlaubnis der US-Besatzung, die populären Kalender wieder zu drucken und zu verkaufen. Noch heute ist dieser Verlag einer der größten Hersteller von Adventskalendern.
Ab den 1950ern wurden die vorweihnachtlichen Lieblinge dann mit Schokolade gefüllt und entwickelten sich zu einem weltweiten Phänomen.
Adventskalender in Nordeuropa
Adventskalender im Fernsehen
In den skandinavischen Ländern Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland gibt es den sogenannten Julekalender, wobei Jule das skandinavische Wort für Weihnachten ist. Dieser wird allerdings in Form von Fernseh- oder Radioshows heruntergezählt. Manche dieser Sendungen sind für Kinder, andere für Erwachsene. Ein klassisches Beispiel ist die norwegische TV-Show Jul i Skomakergata aus dem Jahr 1979. Auch in Schweden gibt es außer klassischen und modernen Adventskalendern, vor allem für das jüngere Publikum, eine beliebte jährliche Fernsehsendung namens Julkalendern.
Islands Weihnachtszwerge
Bei den Isländern ist es nicht nur einen Weihnachtsmann, der den Kindern ihre Geschenke bringt: Hier sind es gleich 13 Weihnachtszwerge aus den Bergen. Vom 12. bis zum 24. Dezember kommt täglich einer und ab dem 25. Dezember verabschiedet sich dann täglich einer der kleinen Kerle, bis am 6. Januar alle wieder verschwunden sind. Jetzt wissen Sie, warum der Adventskalender in Island nicht 24 sondern 13 Türchen hat. Abgesehen davon gibt es auch in Island einen Fernsehadventskalender und zwar die erstmals 1990 erschienene Sendung Á baðkari til Betlehem (dt. „In einer Badewanne nach Bethlehem“).
Adventskalender und -traditionen im restlichen Europa
Abgesehen von Weihnachtsmärkten und Adventskalendern, findet man in Ungarn noch eine besondere Adventstradition: den Lucia-Tag. Während die Heilige Lucia in Schweden, wo dieser Tag ebenfalls gefeiert wird, den Menschen an der Wintersonnenwende Licht bringt, kommt in Ungarn mit ihr das Böse. Am Lichterfest am 13. Dezember nehmen die sogenannten Lucia-Stühle, welche aus sieben verschiedenen Holzarten gezimmert werden, einen zentralen Platz ein. Die Tradition besagt, dass der oder diejenige Person, der oder die sich zur Christmette auf diesen stellt, die anwesenden Hexen an ihren Hörnern erkennen wird. Aus diesem Grund muss die Person allerdings auch schnell wieder nach Hause, um den Stuhl zu verbrennen.
Adventskränze und -krippen von Frankreich bis Großbritannien
Zwar sind Adventskalender in Frankreich nicht so verbreitet wie in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, aber auch dort sind sie vor allem unter Kindern beliebter geworden. Im von der germanischen Kultur geprägten französischen Elsass ist es auch üblich die Heime mit Adventskränzen zu verschönern. In Italien wird der Advent nicht wirklich gefeiert, aber dennoch sind Adventskalender vor allem im Norden des Landes beliebt und religiöse Haushalte verwenden auch oft Adventskränze. Den Italienern ist vor allem das Aufstellen von Krippen in der Vorweihnachtszeit wichtig, wobei diese eigentlich nur bis zum 8. Dezember dauert, denn ab Maria Empfängnis halten bereits Weihnachtsbäume Einzug in italienischen Haushalten.
Wussten Sie, dass der Advent eine aus Spanien stammende Erfindung ist? Im Jahr 380 versammelten sich die spanischen Bischöfe in Zaragoza und besprachen die Vorbereitungen zur Geburt Jesu, die damals noch am 6. Januar gefeiert wurde. Im Laufe der Zeit verlagerte sich Weihnachten auf den 25. Dezember und deshalb umfasst der Advent heute die vier vorhergehenden Sonntage. Auch hier gibt es Adventskalender gefüllt mit Schokolade, wenngleich diese wie in Frankreich und Italien, nicht dieselbe Beliebtheit erfahren wie bei uns.
Auch in Großbritannien sind Adventskalender sehr beliebt und enthalten meist Schokolade, Spielzeug oder andere kleine Überraschungen. Um größere Objekte in einem Adventskalender zu verpacken, werden oft, wie auch bei uns, an einer Schnur befestigte, Leinensäckchen verwendet, da diese im Gegensatz zu Papierkalendern mehr Stauraum bieten. In vielen Haushalten findet man auch Adventskerzen, die an den vier Sonntagen vor Weihnachten angezündet werden.
Adventskalender in Nord- und Südamerika
In den USA sind Adventskalender mittlerweile eine populäre Tradition und wie man sich vorstellen kann, gibt es sie im Land des Konsums natürlich in allen Formen und Farben, von traditionellen Schokokalendern bis hin zu Kalendern mit Beautyprodukten, Spielzeug, Mini-Konfitüren, Tees oder sonstigen kleinen Geschenken hinter jeder Tür. Auch die Kanadier versüßen sich die vorweihnachtliche Zeit gerne mit Adventskalendern mit Schokolade, Bildern oder Objekten mit lokalem kanadischem Charme.
Straßenumzüge und Kerzen in Mexiko und Lateinamerika
In Mexiko finden zur Adventszeit Las Posadas statt, dabei handelt es sich um Umzüge, welche die Suche Maria und Josephs nach einer Unterkunft repräsentieren. Vom 9. bis zum 24. Dezember wird täglich gebetet, wobei jeder dieser neun Tage eine eigene Bedeutung hat, die da sind: „Bescheidenheit“, „Stärke“, „Verzicht“, „Nächstenliebe“, „Vertrauen“, „Gerechtigkeit“, „Reinheit“, „Freude“ und „Großzügigkeit“. Durch die globale Verbreitung findet man auch in Mexiko heutzutage Adventskalender, aber diese haben keine traditionelle Bedeutung.
In Argentinien, Chile und Peru ist die Adventszeit hauptsächlich eine Zeit, in der Kerzen angezündet werden und Menschen Messen besuchen. Adventskalender sind dort nicht besonders verbreitet. In Brasilien verwendet man Adventskalender, welche aber nicht so verbreitet sind wie anderswo. In der Zeit vor Weihnachten stellen die Leute aber gerne Adventskränze auf, wobei die Farbe der Kerzen jeweils eine bestimmte Bedeutung hat. So sind die ersten zwei meistens rot und Symbole für „Hoffnung“ und „Frieden“, die dritte ist rosa und symbolisiert „Freude“ und die letzte kann rot oder goldfarben sein und steht für „Liebe“. Die Brasilianer gehen in der Adventszeit auch gerne in die Kirche, wo gebetet und Weihnachtslieder gesungen, Kerzen angezündet werden und aus der Bibel gelesen wird.
Adventsstimmung in Australien und Neuseeland
In Neuseeland sind Adventskalender heutzutage durchaus populär und weit verbreitet. Die Ureinwohner haben zwar ihre eigene religiöse Weltanschauung, aber durch die Verbreitung des Christentums, wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts Weihnachten immer beliebter und somit auch die damit verbundene Adventszeit. Je nachdem wo in Australien Sie sich befinden, stehen entweder Nadelbaumkränze oder Kunstkränze auf den Wohnzimmertischen. Darüber hinaus gibt es im Advent in Down Under die Kris Kringle-Tradition, deren Bezeichnung ursprünglich vom Geschenke verteilenden „Christkindl“ stammt und die dem hierzulande beliebten Wichteln entspricht. Beliebte Familienaktivitäten in der Adventszeit sind BBQs im Garten oder am Strand und gemeinsames Cricketspielen.
Adventskalender in anderen Ländern
Adventstraditionen in Südafrika und im Libanon
In Afrika sind Adventskalender allgemein nichts, worüber man stolpern könnte, außer vielleicht ab und zu in christlichen Gemeinschaften oder im von europäischen Weihnachtstraditionen beeinflussten Südafrika. Dasselbe gilt für den Libanon, wo 40 % der Bevölkerung dem Christentum angehören – Adventskalender sind nicht weit verbreitet, können aber in christlichen Haushalten, ähnlich wie Adventskränze, durchaus vorgefunden werden.
Wortschatz rund um den Advents(-kalender)
Abschließend haben wir noch eine kurze Liste mit den wichtigsten Vokabeln rund um den Advent für Sie vorbereitet:
Kerzen: | Adventskranz: | Adventskalender: |
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Advent: | Tür: | Überraschung: |
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öffnen: | 24 Tage: | 4 Wochen: |
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Wir wünschen Ihnen schon einmal vorab eine schöne Adventszeit und lassen Sie es uns gerne in den Kommentaren wissen, wenn Ihnen zum Thema Advent noch mehr weltweite Traditionen einfallen. Viel Spaß beim Sprachenlernen und am Entdecken anderer Kulturen!
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Viel Spaß beim Lernen!
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