Wenn Sie bereits mit der arabischen Sprache vertraut sind, dann wissen Sie sicherlich, dass es zahlreiche, sich nach Land unterscheidende arabische Dialekte gibt. Wir sehen uns im heutigen Artikel einige dieser Dialekte an und nehmen auch ihre Unterschiede genauer unter die Lupe. Machen Sie sich also bereit für einen sprachlichen Streifzug durch die arabische Welt und entdecken Sie, inwiefern sich die einzelnen Dialekte von Marokko bis in die Vereinigten Arabischen Emirate voneinander unterscheiden.
Arabische Dialekte im Vergleich
Hocharabisch und die regionalen Dialekte unterscheiden sich nicht nur untereinander, sondern auch die jeweiligen Dialekte haben unterschiedliche Ausprägungen. Dieses Phänomen, das man Diglossie nennt, findet sich typischerweise in allen arabischen Ländern. Alle arabischen Dialekte haben ihren Ursprung in altarabischen Sprachvarianten, welche im Altertum verbreitet waren und aus denen sich schließlich das Hocharabische entwickelte – die offizielle arabische Schriftsprache und Sprache des Koran.
Vor allem durch die Ausbreitung des Islams im 7. und 8. Jahrhundert entwickelten sich die verschiedenen arabischen Dialekte unter unterschiedlichen Einflüssen weiter und formten die heutigen sprachlichen Eigenheiten der Dialekte in arabischen Ländern.
Maghrebinisches Arabisch
Sehen wir uns zu Beginn die in Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Mauretanien und in Malta gesprochenen arabischen Dialekte an. Der Wortschatz des marokkanischen Arabisch, auch Darija genannt, ist hauptsächlich semitischen Ursprungs und stammt vom Hocharabischen ab, enthält aber auch Lehnwörter aus den Berbersprachen, dem Französischen und Spanischen. Man kann sagen, dass es große lexikalische Unterschiede zwischen dem marokkanischen Dialekt und den meisten anderen arabischen Dialekten gibt, denn viele Wörter sind in diesem Dialekt einzigartig und werden nirgendwo sonst verwendet – zum Beispiel das Wort daba, was „jetzt“ bedeutet, aber z. B. in algerischem Dialekt drūk/derwaq.
Eine Besonderheit des marokkanischen Dialekts ist, dass er die Buchstaben g, p und v verwendet, sowohl schriftlich als auch mündlich. Außerdem gibt es Silben ohne Vokale und auch Auslassungen von kurzen Vokalen, welche in den maghrebinischen Dialekten vorkommen, aber für Arabisch Muttersprachler aus anderen Ländern diese Dialekte schwer verständlich machen.
Der algerische Dialekt
Algerisches Arabisch wird auch ad-Dzīriyya genannt und ist die Alltagssprache des Landes Sehen wir uns im Folgenden ein paar Ausdrücke an und vergleichen Sie z. B. den Unterschied zwischen Marokkanisch und Algerisch für „Guten Abend“.
Deutsch | Algerisch |
Entschuldigung | Ena asifa |
bitte | Min fadlik |
Hallo | Marhaban |
Auf Wiedersehen | Ma as-salaama |
Guten Tag | Aslama |
Guten Abend | Msa-el-cher |
Entschuldigung | Smeh li |
Tunesisch
Tunesisches Arabisch wurde wie Marokkanisch von den Berbersprachen beeinflusst, aber auch vom Französischen und Italienischen. Ein paar Eigenheiten dieses arabischen Dialektes sind das Fehlen von Präfixen im Indikativ, das Fehlen einer Unterscheidung zwischen den zwei Geschlechtern im Wort inti was „du“ bedeutet, die Verwendung von Präfixen bei Verben und im Futur durch masch oder basch. Ein weiterer Unterschied zu anderen arabischsprachigen Ländern ist, dass man in Tunesien Salam aleikum nicht zur Begrüßung verwendet. Und auch in diesem arabischsprachigen Land findet man den Einfluss anderer Sprachen – abgesehen von den Berbersprachen ist der Dialekt vom Lateinischen, Italienischen, Spanischen, Türkischen und Französischen beeinflusst worden. Vergleichen Sie im Folgenden den Ausdruck „Entschuldigung“ im Algerischen und Tunesischen.
Ägyptisches Arabisch
Beginnen wir mit einem grundlegenden Unterschied zwischen dem Hocharabischen und ägyptischen Arabisch: Das hocharabische ǧ wird im Ägyptischen zu einem g z. B. heißt Kamel auf Hocharabisch, Jamal, im Ägyptischen aber Gamal. Außerdem werden im Ägyptischen das hocharabische ṯ und ḏ durch t und d ersetzt. Des Weiteren wird z. B. aus dem Laut ay ein e und aus dem Laut aw wird ein o. Im Ägyptischen gibt es keine Kasusendungen, was die arabische Nunnation wegfallen lässt. Diese ist im Vergleich in fast allen arabischen Dialekten zu finden, außer im Ägyptischen! Auch das im Hocharabischen verwendete -an zwischen Hilfsverb und konjugiertem Verb gibt es im Dialekt dieses Landes nicht. Ebenso existiert kein Dual für Pronomen und Verben.
Arabische levantische Dialekte
Libanesisches Arabisch
Libanesisch, Palästinensisch und Jordanisch sind Sprachvarianten, die zu den levantischen Dialekten gehören. Der libanesische Dialekt heißt auch Lubnani und gilt als besonders weich und melodisch. Er ist Teil der semitischen Sprachen und stark beeinflusst von Ausdrücken aus dem Französischen und Englischen. Der libanesische Dialekt ähnelt Aussprache, Grammatik und Wortschatz betreffend stark dem Palästinensischen und dem Syrischen. Die Tatsache, dass viele Arabischmuttersprachler den libanesischen Dialekt verstehen, liegt daran, dass, wie Ägypten auch Beirut eine Wiege der arabischen Entertainmentindustrie ist.
Der besondere Klang des Libanesischen ist vor allem auf die bevorzugte Verwendung des Kurzvokals i zurückzuführen, aber auch auf Lispellaute und darauf, dass das stimmlose und stimmhafte th in diesem Dialekt nicht existieren. Außerdem wird der Laut ق (qaf) ausgelassen oder vereinfacht, indem er durch Hamza ersetzt wird. Diphthonge wie aw und ay aus dem Hocharabischen verwandeln sich oft in lange Vokale – so wird z. B. aus dem hocharabischen Wort für Haus bayt im Libanesischen bēt. Vergleichen Sie im Folgenden Ausdrücke wie „Guten Tag“ oder „Entschuldigung“ mit den maghrebinischen Dialekten.
Deutsch | Libanesisch |
Hallo | Marhaba |
Guten Tag | Bonjour |
bitte | Tikram |
Prost | Kesak |
Entschuldigung | Ma tweghisne |
Ich heiße | Isme |
Hilfe | Sadoune |
Syrischer Dialekt
Auch der syrische Dialekt gehört zu den levantischen arabischen Dialekten, genauer gesagt ist er ein nordlevantischer Dialekt, der sich aber in der Aussprache einiger Laute vom südlevantischen unterscheidet. Syrisch ist eigentlich eine mittelostaramäische Sprache, die es heute kaum noch gibt und die als Minderheitensprache von syrischen Christen verwendet wurde. Syrien war lange Zeit französisches Protektorat, was der Grund dafür ist, dass man darin viele Begriffe aus dem Französischen findet. Ein interessanter Fakt zum Syrischen: In der arabischen Welt gehört der syrische Dialekt zu den beliebtesten und verständlichsten arabischen Dialekten.
Der syrische Dialekt zeichnet sich durch die spezifische Aussprache bestimmter Laute aus, z. B. werden die im Hocharabischen th und dh ausgesprochenen Buchstaben im Syrischen wie t und d ausgesprochen. Der von Ausländern wegen der schwierigen Aussprache oft gefürchtete Buchstabe q, welcher normalerweise ein tiefer Kehllaut ist, wird als Hamza ausgesprochen, was die Aussprache um einiges erleichtert. Im Gegensatz zum Hocharabischen gibt es im syrischen Dialekt keine unterschiedlichen Fälle wie Nominativ, Genitiv oder Akkusativ. Vergleichen Sie im Folgenden z. B. die Ausdrücke für „Guten Abend“ und „Entschuldigung“ mit den anderen arabischen Dialekten in diesem Artikel:
Deutsch | Syrisch |
Guten Morgen | Sabaach el cheer |
Guten Abend | Massaa-el cheer |
Entschuldigung | Aff-uann |
es gibt | Fii |
wenig | Schuai |
viel | Ktir |
Golfarabischer Dialekt
Zu den arabischen Dialekten gehört auch das Golf-Arabisch, welches als Khaliji bezeichnet wird und in den Golfstaaten, also jenen Ländern, die an den Persischen Golf grenzen, verwendet wird, also Bahrain, Irak, Kuwait, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Saudi-Arabien, Oman und Iran. Die Sprecher von Khaliji können sie sich untereinander problemlos verständigen, auch wenn es natürlich in jedem Land viele eigene lokale Ausdrücke gibt. Die Länder, in denen Golf-Arabisch gesprochen wird, liegen alle in der arabischen Halbinsel, die als ursprüngliche Heimat der arabischen Stämme gilt. Die heutigen Staaten auf der arabischen Halbinsel, die sogenannte Golfstaaten Bahrain, Kuwait, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Katar und Saudi-Arabien sind unter den restlichen arabischen Staaten vermutlich am nächsten an der Ursprungssprache dran.
Im Vergleich zum Hocharabischen hat Golf-Arabisch ein reiches Vokalsystem, kommt allerdings ansonsten dem Hocharabisch sehr nahe. In der Aussprache finden sich einige beduinische Einflüsse. So wird zum Beispiel das k als tch ausgesprochen. Es heißt dann nicht kalb (dt. Hund), sondern tchalb. Auch das arabische q, das Qaf wird durch ein g oder j ersetzt. Auch das Vokabular hat einige regionale Färbungen im Vergleich zum Hocharabischen. Das sehr häufig gebrauchte Wort wayed, übersetzt „sehr“, ist ein guter Beweis dafür, dass man in der Region der Golfstaaten unterwegs ist. Im Folgenden finden Sie einige Ausdrücke des golfarabischen Dialekts. Vergleichen Sie z. B. nun wieder den Ausdruck „Entschuldigung“ zwischen den maghrebinischen, levantischen und golfarabischen Dialekten:
Deutsch | Golfarabisch |
Hallo | Ya-hala wa marhaba |
Entschuldigung | Afwan |
Ja | Aiwa |
Nein | La |
Ich möchte | Ana abgha |
Arabische Dialekte zum Anhören
Hören Sie sich jetzt die unterschiedlichen arabischen Dialekte in diesen Videos an und entscheiden Sie, wie auch die arabischsprachigen Teilnehmer aus verschiedenen arabischen Ländern, welchen Sie am schönsten finden:
1. Video
2. Video
Wir hoffen, Sie finden Ihren arabischen Lieblingsdialekt und wenn Sie sich noch nicht sicher sind, dann lernen Sie doch bis dahin die Grundlagen in Form des Hocharabischen mit unserer MosaLingua Arabisch App.
Wenn Sie noch mehr über die arabische Sprache erfahren möchten:
- Hocharabisch – modernes Arabisch oder Dialekte lernen?
- Nützliche arabische Sätze für Anfänger – unsere Top 10 [VIDEO]
- So integrieren Sie die arabische Sprache in Ihren Alltag
- Arabische Wörter – Entdecken Sie ihre Schönheit
- Arabisch sprechen- gute Gründe und Infos
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- Wie lernt man auf Arabisch zu lesen?
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