Japanische Bücher zum Lernen zu finden ist schon eine kleine Herausforderung. Die japanische Literatur wird schließlich mit chinesischen Schriftzeichen und japanischen Kana geschrieben. Bei den ersten Leseversuchen verliert man sich leicht in einem Meer aus Kanji. Wenn Sie japanische Bücher zum Lernen suchen, dann wird Ihnen dieser Artikel helfen, erste Schritte beim Lesen japanischer Bücher im Original machen.


japanische Bücher

Japanische Bücher und die Komplexität der japanischen Schrift

Packen wir den Stier gleich bei den Hörnern: Für Anfänger scheint die japanische Literatur praktisch undurchdringlich. Sie bekommen wahrscheinlich kalte Schweißausbrüche und trauen sich kaum an die Sache heran!

Um das Ganze kurz zusammenzufassen. Das japanische Schriftsystem besteht aus drei Komponenten:

  • Kanji (漢字), was soviel bedeutet wie „Zeichen der Han-Menschen“. Diese stammen aus dem Chinesischen und wurden an die Bedürfnisse des Japanischen angepasst.
  • Die Hiragana (ひらがな), Silbenpaare aus 46 Silben (jeder Buchstabe repräsentiert eine Kombination aus Konsonant und Vokal), mit Ausnahme des -n am Wortende = ん, welches verwendet wird, um bestimmte Worte oder Partikel zu schreiben sowie grammatikalische Endungen
  • Katakana (カタカナ), weitere Silbenpaare, die auf demselben Prinzip wie die Hiragana basieren. Sie werden verwendet, um wissenschaftliche Ausdrücke zu formulieren, Tiernamen, Pflanzennamen, ausländische Vor- und Nachnamen oder um Worte hervorzuheben (so wie die fett gedruckte Schrift oder Großbuchstaben im lateinischen Alphabet) oder auch um Laute schriftlich wiederzugeben.

Wenn wir uns das Ganze nun rechnerisch ansehen, dann benötigen Sie zum Lesen der japanischen Sprache 46 Silbenpaare, das sind 92 Buchstaben. Und das ist nur der Anfang, denn danach müssen Sie auch noch Tausende Kanji lernen, circa 2.000, um gut klarzukommen, laut der offiziellen Liste des jōyō kanji.

Wenn Ihnen das so unerreichbar scheint wie der Gipfel des Bergs Fuji, dann gehen Sie es langsam an. Beginnen Sie mit leichtem Lesematerial, das Sie auch leicht verstehen können.

 

Ihr erster bester Freund: Ein Schreibheft

Buch Japanisch lernen

Ihr erster bester Freund beim Lernen des Lesens auf Japanisch ist ein Schriftzeichen-Übungsbuch. Man kann zwar auch ohne leben, aber es wird Sie enorm beim Lernen unterstützen.

Es wird Ihnen dabei helfen, die einzelnen Schritte beim Schreiben eines Zeichens zu lernen und zu üben, um dann auch gut lesen und schreiben zu können. Wählen Sie also einfach ein Heft, dessen Vorderseite Ihnen am besten gefällt.

Es gibt dabei eine goldene Regel: Vergessen Sie die Romanji, also die Transkription japanischer Schriftzeichen in unserem lateinischen Alphabet. Sie können sie während der ersten Lernwochen verwenden, aber Japaner benutzen sie fast nie, also fokussieren Sie auf die Kana und Kanji und zwar so früh wie möglich.

 

Auf Japanisch lesen: Die ausschlaggebenden Kriterien

Wenn Sie die Kana und ein paar Kanji in der Hosentasche haben, dann können Sie sich langsam überlegen, was Sie lesen sollen. Bevor wir uns japanische Bücher ansehen noch ein paar Kriterien, die Sie beachten sollten:

 

1. Die Furigana

Furigana sind jene Hiragana, die über den Kanji stehen, um diesen eine bestimmte Aussprache zu verleihen. Wenn Ihr Japanisch noch nicht besonders gut ist und Sie nicht viel Wortschatz besitzen, dann wird es schwer, mit diesem Aspekt zurechtzukommen.

Hier ist ein Beispiel mit dem Wort 漢字 (kanji), in welchem das Zeichen 漢 wie かん (kan) und 字, じ (ji) ausgesprochen wird.

かん じ
漢    字

Man findet Furagana vorwiegend in Mangas, Zeitschriften oder Jugendromanen, so wie Light Novels (ライトノベル). Diese sind dementsprechend ihr bester Verbündeter, um mit dem Lesen auf Japanisch zu beginnen, ohne das Gefühl zu haben, beim Lesen Hieroglyphen entschlüsseln zu müssen.

Furagana kommen auch in akademischen Werken vor. Man verwendet sie, um seltene Kanjis besser zu erläutern oder die Aussprachen zu erklären, die den Japanern nicht bekannt sind. Das Wort よい (yoi, dt. gut) wird zum Beispiel oft 良い geschrieben. Man findet es aber auch als 善い in literarischen Texten. In diesem literarischen Genre verdeutlichen die Furagana, wie das Zeichen gelesen wird.

japanische Bücher
Eine Szene aus dem Manga Angriff der Titanen, mit den Furagana, welche die Kanji begleiten.

 

2. Textorientierung

Wenn Sie Japanisch lernen, haben Sie anfangs zweifelsohne die Angewohnheit, einen Text horizontal zu lesen. Dies ist die klassische Schreibweise in den Lernhilfsmitteln für westliche Lernende.

Horizontal lesen zu lernen, ist nicht unbedingt eine schlechte Sache, es wird Ihnen aus dem Internet, dem TV und japanischen  Videospielen bereits bekannt sein. Nichtsdestotrotz wird im traditionellen Japanisch von oben nach unten und rechts nach links gelesen.

Genauer gesagt, beginnen Sie eine Seite zu lesen, die mit der Lesesäule ganz rechts beginnt, von oben nach unten. Und dann gehen sie zur nächsten weiter links über und so weiter. Immer von oben nach unten lesend. Das obige Manga ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn Ihnen diese Leserichtung keine Probleme bereitet, dann werden Sie sich schnell an das Lesen von oben nach unten gewöhnen.

Zum Schluss möchten wir Sie noch daran erinnern, dass japanische Bücher von hinten (man beginnt also mit der letzten Seite) gelesen werden … Wenn Sie schon einmal ein Manga gesehen haben, dann wissen Sie sicher schon darüber Bescheid.

 

3. Die Abstände zwischen den Wörtern

Sehen wir uns eine weitere Herausforderung beim Japanisch lesen an: Das Fehlen von Leerzeichen zwischen den Wörtern. Dieses Detail, das selten angesprochen wird, ist zweifelsohne einer der verwirrendsten Punkte für Anfänger.

Hier ist ein Satz, um Ihnen ein Beispiel zu geben:

明日銀行に行きます。(ashita ginkō ni ikimasu.) – dt. Morgen gehe ich zur Bank.

Auf Deutsch oder in der Transkription im lateinischen Alphabet werden zwar die Wörter geteilt, aber im Japanischen nicht. Es sind nämlich die Kanji, die den Anfang und das Ende eines Wortes definieren. Hier ist noch ein Beispiel:

明日銀行きます。

Glücklicherweise tragen Lernressourcen für Anfänger oft Leerzeichen, was es Ihnen leichter macht, die Anfänge und Enden zu erkennen. Hier ist noch einmal der obige Beispielsatz, so wie Sie ihn in Lernbüchern finden werden:

明日 銀行 に 行きます。

Es wird plötzlich viel einfacher, zwischen einzelnen Wörtern des Satzes zu unterscheiden, dank der Kanji: 明日 (dt. morgen), 銀行 (dt. Bank) und 行きます (dt. gehen).

Wenn Sie keine soliden Wortschatz- und Kanji-Kenntnisse haben, dann wird die adaptierte Darstellung ein Segen für Sie sein. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie, sobald Sie den Rahmen pädagogischer Ressourcen verlassen, mehr lernen müssen, um sich beim Lesen zurechtzufinden.

 

Japanische Bücher zum Lernen: Die ersten Schritte

Japanische Bücher für Anfänger

Buch Japanisch

Angesichts der oben besprochenen Punkte ist es klar, dass Ihr erstes Buch zum Japanisch lernen eine klare Methode haben sollte. Sie sollten darin Furigana finden sowie horizontal geschriebenen Text und Wörter, die durch Leerzeichen getrennt werden. So können Sie stressfrei mit dem Lesen beginnen.

Unter den Verlagen, welche interessante Texte haben, können wir Ihnen zwei empfehlen:

Zunächst einmal Assimil. Dieser bekannte Verlag verwendet fortschrittliche Texte und eine Übersetzung für jedes einzelne Wort, dank der Sie genau verstehen, was Sie lesen. Ab der 85. Lektion gibt es keine Transkription ins lateinische Alphabet mehr, damit Sie noch mehr Autonomie erlangen.

Buch Japanisch lernen

Banzai! ist ein Manga-Magazin von Carlsen. In ihm sind mehrere Serien enthalten, die monatlich Kapitel für Kapitel veröffentlicht werden. Dazu gibt es eine Menge Informationen zu Mangas, Mangakas, Animes, Japan und vielem mehr.

Sie glauben nicht, dass Sie beim Comic lesen Sprachen lernen können? Lassen Sie sich von unserem Video-Beitrag davon überzeugen!

 

Japanische Bücher zum Lernen: Mittleres Niveau

Wenn Sie dann einmal ein mittleres Niveau erreicht haben, kann es sein, dass Sie sich in einer besonders undankbaren Phase des Lernens befinden. Einerseits finden Sie die obigen Texte schon zu einfach, andererseits schreckt Sie die Vorstellung, sich ein ganzes Buch zu Gemüte zu führen, noch ab.

Was also tun, um den letzten Schritt zu wagen? Es gibt eine einfache Lösung, die Ihnen vielleicht weniger bekannt ist: Japanische Bücher, die an Japanisch-Lernende angepasst sind.

Diese Art Bücher wird auch graded readers genannt. Es handelt sich meistens um eine Auswahl an Texten aus Romanen und Kurzgeschichten, welche von einer Übersetzung, einer Erklärung neuer Vokabel sowie oft auch grammatikalischen Erklärungen begleitet werden.

Im Vergleich zu zweisprachigen Büchern liegt der Vorteil der vereinfachten Lesetexte darin, dass Sie alle nützlichen Informationen bereits darin vorliegend finden. Sie müssen also nicht in einem Wörterbuch suchen und haben alle Lernstützen zur Hand.

Der einzige Nachteil ist, dass die meisten Bücher dieser Art Übersetzungen ins Englisch (und nicht ins Deutsche) haben. Wir empfehlen Ihnen die Japanese stories for language learners (Anne McNulty und Eriko Sato). Darin finden Sie fünf Geschichten mit unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrad, zwei Volksmärchen (Urashima Tarō und Yuki Onna) und drei Novellen vom Anfang des 20. Jahrhunderts, darunter die berühmte Novelle Kumo no Ito („Der Faden der Spinne“ von Ryūnosuke Akutagawa).

Das Ganze wird von biografischen Notizen, Übungen und Audioaufnahmen begleitet, um Ihnen zu helfen, Ihr Hörverständnis zu verbessern.

Buch Japanisch lernen

Weitere japanische Bücher zum Lernen für mittleres Niveau

Sie können aber natürlich auch Originalressourcen verwenden, so zum Beispiel Mangas in OV, deren Lektüre durch Furigana und die dazugehörigen Bilder natürlich erleichtert wird.

Es gibt hierfür keine besondere Empfehlung, sondern Sie können vielmehr Ihrem Geschmack nach entscheiden. Unter den Mangas sind die großen Klassiker Dragon Ball, Death Note, One Piece und man findet sie in Büchereien, die sich auf japanische Literatur spezialisiert haben.

💡 Und hier noch ein weiterer Tipp: „Der kleine Prinz“, das Meisterwerk von Antoine de Saint-Exupéry ist das zweit-meistübersetzte Buch weltweit nach der Bibel. Man findet es in so gut wie allen Bücherläden, die sich auf japanische Literatur spezialisiert haben. Sie müssen dann nur noch die deutsche Version benutzen und diese mit der japanischen Version vergleichen, um eine zweisprachige Lernhilfe zu haben.

 

Bevor Sie sich ins kalte Wasser stürzen: Fortgeschrittenes Mittelstufenniveau

Buch Japanisch lernen

Wenn Sie einmal ein solides Mittelstufenniveau erreicht haben, mit reichem und vielfältigem Wortschatz, gibt es auch fortgeschrittene Lernstufenbücher, die Ihnen dabei helfen, weiterzukommen.

Vertiefen Sie sich in die japanische Literatur mit Breaking into Japanese Literature (Giles Murray). Das Buch beinhaltet vier Kurzgeschichten von Natsume Sōseki, dessen Schreibstil an Edgar Poe erinnert und drei von Ryūnosuke Akutagawa. Die letzte Kurzgeschichte, Rashōmon, wurde unter anderem von Akira Kurosawa verfilmt.

Auch hier finden Sie wieder Audioaufnahmen der Texte, die Sie direkt auf der Webseite des Herausgebers herunterladen können.

Es gibt zudem zahlreiche ähnliche Werke, mit denen Sie Ihre Sammlung vervollständigen können: Exploring Japanese Literature desselben Autors (in etwa der Nachfolger von Breaking into Japanese Literature, was den Schwierigkeitsgrad betrifft), Read Real Japanese Fiction und Short Stories in Japanese von Michael Emmerich (das zweite besitzt vertikal verfasste Texte).

Wenn Sie also japanische Bücher suchen, dann haben Sie doch eine recht gute Auswahl, bevor Sie es mit dem Lesen ohne Lernhilfen versuchen.

 

Andere Möglichkeiten auf fortgeschrittenem Mittelstufenniveau

Außer vereinfachten Lesetexten können Sie sich auch für Magazine entscheiden. Sie finden diese in spezialisierten Bücherläden oder auch direkt in Japan!

Hierfür schlagen wir die Zeitschrift Japan Digest mit Texten auf Deutsch und Japanisch zu allen möglichen Themen wie Aktuelles, Reisen, Essen, Alltag, Kultur usw. vor.

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Viel Spaß beim Lernen!