Eine neue Fremdsprache erlaubt es Ihnen, mit Menschen auf der ganzen Welt zu kommunizieren, Ihrem Lebenslauf eine weitere Zeile hinzuzufügen (und was für eine!) oder Ihren persönlichen und kulturellen Horizont zu erweitern. Aber sie bereichert auch etwas anderes – nämlich Ihr Gedächtnis. Beim Sprachenlernen müssen Sie sich unbedingt darauf verlassen können. Aber umgekehrt kann man durch das Erlernen einer Fremdsprache auch das Gedächtnis trainieren, und das jeden Tag.

Letztes Update: 28. März 2025

Gedächtnis trainieren

Ihr Gedächtnis und Ihr Lernprozess sind untrennbar miteinander verbunden, das steht außer Frage. Aber wie genau kann uns eine Sprache dabei helfen, unser Gedächtnis zu schulen? Schauen wir uns heute vier Studien an, die sich alle um das Gehirn, das Gedächtnis und das Sprachenlernen drehen.

Wie das Erlernen einer Sprache Ihr Gedächtnis trainiert

Man vergisst es allzu oft, aber eigentlich sind das Spielen eines Instruments und das Sprechen einer Fremdsprache zwei Aktivitäten, die unser Gedächtnis gleichermaßen in Anspruch nehmen und unser Gehirn fit halten. Denn ja, wenn Sie Ihren Freunden ein kleines Stück auf dem Klavier vorspielen möchten, benötigen Sie dafür Ihr Gehirn oder genauer, Ihr Gedächtnis. Nicht anders, als wenn ein Englisch sprechender Tourist Sie auf der Straße anhält und auf Englisch nach dem Weg zur nächsten Post fragt. Die beiden Aktivitäten haben, wie wissenschaftliche Studien beweisen, eine Auswirkung auf unsere grauen Zellen und unser Gedächtnis.

 

Bilden Sie durch das Sprachenlernen neue Gedächtnisspuren

Wenn wir eine neue Sprache lernen, werden die Informationen in unserem Gehirn codiert. Wissenschaftler nutzen den Begriff der Gedächtnis- oder Erinnerungsspuren, um zu beschreiben, was in unserem Gedächtnis gespeichert wird. Es kann sich um eine Information, ein Wort oder eine Erinnerung handeln. Damit diese Gedächtnisspuren langfristig in unserem Gehirn bleiben, müssen sie drei Stationen durchlaufen.

  1. Die erste Station ist die Codierung. Man erhält eine Information, und sogleich bilden sich im Gehirn die Gedächtnisspuren;
  2. bei der nächsten Phase handelt es sich um die Konsolidierung, während der die Informationen gespeichert werden;
  3. schließlich kommt die Phase des Abrufens. Von jetzt an greifen wir auf unser erlerntes Wissen zurück, um uns an Informationen zu erinnern.

Diese letzte Phase des Abrufens ist direkt mit unserem Gedächtnis und seiner Inanspruchnahme verbunden. Heißt das, dass Gedächtnis und der Lernprozess in einem Zusammenhang stehen? Sie sind sogar untrennbar! Kurz gesagt erlaubt uns diese Phase, jederzeit auf die Informationen in unserem Gedächtnis zurückzugreifen und sie darüber hinaus auch zu erneuern. Im Laufe der Zeit wird in dieser Phase unser Gedächtnis trainiert und verbessert. Genau deshalb erinnern wir Sie regelmäßig daran, wie wichtig es ist, gerade gelernte Vokabeln zu wiederholen. Um die Wörter im Langzeitgedächtnis speichern zu können, müssen diese immer wieder abgerufen werden … um die entscheidende dritte Phase durchzuführen.

Interessant ist, dass die Fähigkeit zur Bildung der Gedächtnisspuren nicht zeitlich begrenzt ist. Das bedeutet, dass alle erhaltenen Informationen diese drei Stationen durchlaufen, egal wie alt wir sind. Unser Gedächtnis also durch das Abrufen einer kürzlich gebildeten Erinnerungsspur aufzufrischen, geschieht auf die gleiche Weise, wenn wir 20 oder 50 Jahre alt sind. Anders gesagt: Es gibt kein „richtiges“ Alter, um eine Sprache zu lernen!

 

Mit Sprachenlernen vermindern Sie Gedächtnisverlust!

Wenn das Sprachenlernen also unser Gedächtnis und unser Gehirn in Anspruch nimmt, wundert es nicht, dass eine weitere Studie Folgendes herausgefunden hat: Lernen wir im Laufe unseres Lebens mehr als zwei Sprachen, kann das unser Gehirn vor Gedächtnisverlust schützen. Die Studie wurde, falls sie Sie sich genauer ansehen möchten, 2011 in der ScienceDaily veröffentlicht.

Fassen wir die Ergebnisse kurz zusammen: Die Untersuchung wurde an 230 Frauen und Männern in Luxemburg durchgeführt, die durchschnittlich 73 Jahre alt waren. Alle beherrschten mindestens 2 Sprachen. Von diesen 230 Testpersonen litten 44 an Gedächtnisverlust. Was besonders interessant ist: Die Forscher konnten für die Personen, die im Laufe ihres Lebens zwei bis vier Fremdsprachen gelernt hatten, eine 5-mal geringere Wahrscheinlichkeit feststellen, eine mit Gedächtnisverlust in Verbindung stehende Krankheit zu entwickeln, als für diejenigen, die neben ihrer Muttersprache nur eine weitere Sprache beherrschten. Die dreisprachigen Probanden wiesen eine 3-mal geringere Wahrscheinlichkeit auf als bilinguale Personen. Anders gesagt: Wenn wir mehr als zwei Sprachen lernen, kann das unser Gehirn vor Problemen, die mit Gedächtnisverlust einhergehen, schützen. Vielleicht erinnern Sie sich, wir haben davon bereits ein wenig gesprochen: die Tatsache, mehrere Sprachen zu sprechen, kann das Auftreten von Alzheimer um mehrere Jahre verzögern.

 

Demenzverlauf

 

Aktivieren Sie alle Gehirnareale, indem Sie eine Sprache lernen

Oft hört man, dass das Sprachenlernen zwei Bereiche unseres Gehirns aktiviert, nämlich das Broca-Areal und das Wernicke-Areal. 3D-Abbildungen unserer grauen Zellen zeigen jedoch, dass wir eine Sprache und ihre Wörter auf ganz unterschiedliche Weisen entschlüsseln … und dass dabei nicht nur zwei, sondern mehrere Areale in Anspruch genommen werden.

Die Studie wurde von Forschern der US-amerikanischen Berkeley-Universität durchgeführt. Sie zeichneten mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) die Gehirnaktivitäten von 6 Probanden auf. Auch Alex Huth, der federführende Wissenschaftler, stellte sich als Versuchsperson zur Verfügung. Zwei Stunden lang lauschten alle Teilnehmer aufmerksam einer Radiosendung, in der mehrere Personen zu Wort kamen. Sie erzählten von traurigen, glücklichen oder auch beängstigenden Situationen aus ihrem Leben. Durch die Aufzeichnung der Gehirnaktivität konnte man sehen, dass unterschiedliche Wörter unterschiedliche Areale aktivierten – wenn ein Wort wiederholt vorkam, war es dabei stets dieselbe Gehirnzone, die aktiviert wurde. Die Wörter „Familie“, „Mutter“, „Zuhause“ regten beispielsweise einen Teil des Gehirns an, der sich über dem rechten Ohr befindet. Um es Ihnen noch mal zu verdeutlichen: Mindestens ein Drittel unseres Gehirns wird aktiviert und involviert, um Laute und Wörter zu verarbeiten.  Werfen Sie in diesem Video einen Blick auf dieses faszinierende Projekt:

Was diese Studie besonders beweist, ist, dass die Verarbeitung eines Wortes (egal ob bereits bekannt oder neu erlernt) mehrere Gehirnareale aktiviert. Und was unser Gehirn anregt, trainiert auch unser Gedächtnis.

 

Die drei Gedächtnisarten nach Anderson

Zuletzt wissen wir wohl alle, dass es drei verschiedene Gedächtnisarten gibt: Man spricht vom Ultrakurzzeit-, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Die Lerntheorie nach Anderson unterteilt letzteres noch genauer in drei Kategorien. Er entwarf etwas, das man als generelles Lernmodell bezeichnen kann. Laut dieses Modells beanspruchen wir mehrere Aspekte unseres Gedächtnisses, wenn wir eine komplexe Geste (oder eben auch eine Sprache) lernen.

Es gibt das prozedurale Gedächtnis, oft auch als Verhaltensgedächtnis bezeichnet. Andersons Theorie folgend ist dies der Ort, wo die Syntax verarbeitet wird. Im semantischen Gedächtnis geschieht die Speicherung von Wörtern und Sätzen … es hilft uns dabei, uns allgemeines Wissen einzuprägen. Außerdem haben wir da noch das deklarative Gedächtnis, das man häufig auch persönliches Gedächtnis nennt. Es besteht aus allem, was wir erlebt oder getan haben.

Abschließend also noch einmal: Lernen und Gedächtnis gehören untrennbar zusammen. Egal, ob Sie eine neue Sprache lernen oder eine bereits bekannte auffrischen, Sie aktivieren ganz sicher Ihr Gehirn. Sie trainieren Ihr Gedächtnis. Also fangen Sie gleich an! Wie wäre es zum Beispiel, wieder einen Blick in Ihr altes Englischlehrmaterial zu werfen? Oder noch besser, eine neue Sprache zu lernen? Wir haben da ein paar für Sie im Angebot 😉

 

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