nuqneH ! Hiermit begrüße ich Sie… auf Klingonisch*. Ach, Sie sprechen kein Klingonisch? Falls Ihnen der Name aber dennoch bekannt vorkommt, haben Sie wahrscheinlich schon mal etwas von Star Trek gehört: es handelt sich dabei nämlich um die Sprache der Klingonen, einer Gruppe von Außerirdischen aus dieser Serie. Klingonisch, ebenso wie Dothraki oder auch Sindarin sind sogenannte konstruierte Sprachen (manchmal auch Plan- oder Kunstsprachen genannt). Das Phänomen der konstruierten Sprachen wird innerhalb der polyglotten Welt immer heißer diskutiert – lassen Sie es uns also einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Klingonisch, Sindarin und Dothraki...

Woher kommen konstruierte Sprachen, wie das Klingonisch, eigentlich?

Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxis … (ja, der aus Star Wars – sind Sie noch an Bord?). Zurück in die Realität – man muss wissen, dass das Sprachuniversum sogenannte „natürliche Bewohner“ (wie Französisch, Spanisch oder Englisch) hat, es aber auch sogenannte konstruierte Sprachen gibt. Dazu gehören zum Beispiel Klingonisch, Sindarin oder Dothraki – um nur ein paar zu nennen. Haben Sie diese Namen schon mal gehört?

Die genannten Sprachen existieren: es mag sein, dass sie nicht in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region unserer Welt verwendet werden, aber sie existieren. Sie wurden alle von Schriftstellern oder Regisseuren erdacht oder konstruiert, im Rahmen eines Romans, eines Films oder einer Serie (meistens bewegen wir uns hier in den Genres Science-Fiction oder Fantasy). Ein paar Beispiele:

  • Quenya und Sindarin sind zwei Elbensprachen, von denen Sie sicher in der Herr der Ringe – Trilogie gehört haben (nicht zu vergessen, dass ihr Erfinder Tolkien auch Sprachen für die Orks, die Zwerge, kurz, für praktisch ganz Mittelerde erfunden hat …)
  • Klingonisch spricht man in Star Trek
  • auf Dothraki verständigt man sich in Game of Thrones (oder auch GoT für alle Fans)
  • in der Welt von Star Wars könnten Sie auf Huttisch plaudern
  • und in der von Avatar auf Na’vi.
Sindarin ist ein von Tolkien konstruierte Sprache
Der Eine Ring – und seine Inschrift auf Elbisch

Alle diese Sprachen wurden kreiert, um Filme oder Serien mit einem komplett fiktiven Universum realistischer zu machen und ihnen mehr Tiefe zu verleihen. Ihre Erschaffer haben sich nicht einfach darauf beschränkt, neue Spezies zu entwerfen, sie haben ihnen sogar eine Sprache gegeben. Doch auch wenn sich dieses Phänomen besonders in Büchern, Filmen, Serien oder Videospielen wiederfindet … konstruierte, künstliche Sprachen gibt es keineswegs nur in Geschichten. Wussten Sie schon, dass manche Planprachen einfach so erfunden wurden – von Menschen wie du und ich (wie zum Beispiel John Quijadas Ithkuil) oder von Personen, die man auch als Idiolinguisten oder Conlangers bezeichnet?

Sind Klingonisch und Co. Kunstsprachen oder lebendigen Sprache?

In der Tat haben wohl alle Autoren der genannten Werke Idiolinguisten oder Conlangers zurate gezogen. Es handelt sich dabei um gelernte Linguisten, wahre Sprachexperten, die, basierend auf einer Vielzahl existierender Sprachen, eine neue entwerfen können, samt Alphabet, Syntax, Grammatik, oft sogar einer eigenen Konjugation. Wie kann man also eine konstruierte von einer natürlichen Sprache unterscheiden?

Eine konstruierte Sprache wird ganz bewusst von einer oder von mehreren Personen entworfen. In den meisten Fällen geschieht dies zu einem ganz bestimmten Zweck (sei es, um soziale Bande zu knüpfen, wie im Fall von Esperanto, oder um eine neue Identität zu kreieren). Besonders ist auch, dass das Entwerfen der Sprache mehrere Jahre dauern kann – John Quijada aus Kalifornien hat beispielsweise dreißig Jahre gebraucht, um seine Sprache Ithkuil fertigzustellen. Eine natürliche Sprache hingegen dient nicht unbedingt einem Zweck und ist oft spontan, nicht so durchdacht wie eine konstruierte Sprache. Außerdem sagt man oft, dass eine Kunstsprache ihre Regeln bestimmt, bevor man sie verwendet, während eine natürliche Sprache zunächst in Gebrauch ist und dann normiert wird, um sie zu vereinheitlichen. Abschließend entsteht eine natürliche Sprache oft auf der Grundlage einer bereits existierenden Ausgangssprache, die sich weiterentwickelt und verändert (wie alle romanischen Sprachen, die einen gemeinsamen Ursprung haben). Im Wesentlichen besteht der Hauptunterschied darin, dass ein Typ Sprache durchdacht ist, der andere nicht.

Und trotzdem – daraus zu schließen, dass es sich nicht um eine lebendige Sprache handelt … ich denke, meine Zweifel sind hier angebracht. Denn oft definiert man eine lebendige Sprache als eine syntaktische Einheit, die einer Gruppe als Kommunikations- und Identifikationsmittel dient. Klingonisch wird heutzutage weltweit von etwa 2500 Personen gesprochen, die sich mithilfe der Sprache verständigen und die sich, wie ich annehme, alle als ein Teil der Gemeinschaft von Star Trek-Fans betrachten. Kann man also wirklich behaupten, dass die Sprache nicht lebt?

Und Sie, sprechen Sie Klingonisch ?

Denn ja, es gibt heute weltweit etwa 2500 Klingonisch-Sprecher. Überrascht Sie das? Eigentlich sollte es das nicht. Zahlreiche Fans widmen sich nämlich dem Erlernen der von ihren Lieblingsautoren konstruierten Sprachen, ganz einfach, um noch stärker zu fühlen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind (wie eben schon erwähnt). Schließlich bringen Klingonisch, Dothraki oder Sindarin die Menschen näher zusammen, nicht anders, als es zum Beispiel Spanisch tun würde!

Folglich gibt es immer mehr Lehrbücher, aber auch Webseiten, Onlinekurse oder Sprachlern-Apps, mit deren Hilfe Sie konstruierte Sprachen lernen können. Und wer weiß, vielleicht wird sich ihnen auch MosaLingua eines Tages widmen … In der Zwischenzeit finden Sie hier einige Tipps, die Sie beim Lernen dieser Kunstsprachen unterstützen könnten.

Für Star Trek-Fans:

  • Ein Wörterbuch für Klingonisch kann man online erwerben. Vergessen Sie aber nicht, dass es sich bei Klingonisch augenscheinlich um eine komplexe Sprache handelt, die schwer zu erlernen ist. Vielleicht erklärt das auch, warum es weltweit „nur“ 2500 Sprecher gibt (obwohl die Zahl der Fans natürlich viel höher ist).
  • Auf YouTube finden Sie auch Kurse von Klingonisch-Lehrern, die Ihnen mit dieser doch recht schroffen und komplexen Sprache weiterhelfen.

Für Fans von GoT:

  • Dothraki Companion ist eine App, die von David J. Peterson persönlich erstellt wurde, ihrem Erfinder. Es gibt Vokabelkärtchen und auch Spiele zum Üben. Damit werden Sie zwar, wie Peterson sagt,  dazu befähigt, eine Unterhaltung zu führen  … aber im Alltag werden Sie die Sprache wohl eher weniger nutzen können, da Sie nur aus etwa 3500 Wörtern besteht. Und diese drehen sich meistens um Pferde, Krieg und Sex (das Vokabular ist also, sagen wir mal, ein wenig beschränkt).

Und an alle Fans des Herrn der Ringe: das Internet quillt praktisch über vor Webseiten, mit denen Sie die Sprache der Elben lernen können, aber auch die der Zwerge, der Orks und vieler anderer Völker aus Mittelerde…  da werden Sie sicher fündig!

Noch werden konstruierte Sprachen nicht in der Schule gelehrt, aber die immer größere Auswahl an Online-Ressourcen und Apps ermöglicht es Ihnen, den Wortschatz, die Grammatik und die Konjugation dieser sogenannten Kunstsprachen zu lernen (die vor allem aber Spaß machen!). Also, wenn Sie jetzt in Versuchung gekommen sind, teilen Sie uns das gerne in Ihren Kommentaren mit 😉

 

*Genau genommen bedeutet nuqneH „Was willst du ?“, aber so begrüßen sich wohl nur Klingonen. Tja, jede Kultur ist ein bisschen anders, oder?