Warum sollten Sie Latein Lernen? Ist es nicht eine tote Sprache? In diesem Artikel verraten wir Ihnen die Vorteile, die Sie als Sprachschüler haben, wenn Sie Latein lernen und geben Ihnen mehr Hintergrundwissen, das Ihnen zeigen wird, warum Latein auch in der heutigen Zeit überall präsent ist. Die moderne Wissenschaft zum Beispiel begann sich in der Renaissance vor in etwa 500 Jahren zu entwickeln, und damals sprachen alle Gebildeten Latein oder Griechisch, was sich noch immer in der Terminologie bemerkbar macht. Alleine um wissenschaftliche Texte zu lesen, zahlt es sich aus Latein zu lernen. Aber es gibt noch viel mehr Gründe.
Latein ist die Mutter der Sprachen der westlichen Welt
Die ersten Denker und Philosophen sprachen zwar Griechisch oder Hebräisch, aber erst die Römer haben das von diesen angehäufte Wissen zusammengefasst, und zwar auf Latein. Man findet Latein heute in allen wissenschaftlichen Bereichen, im Rechtswesen, in 5 romanischen Sprachen und einer Hybridensprache, nämlich Englisch. Somit ist Ihr Einfluss nicht zu verleugnen.
Latein ist besonders wertvoll, wenn Sie eine andere romanische Sprache lernen, oder mehrere, denn all diese haben sich anfänglich zum Teil aus dem Lateinischen abgeleitet. Wenn Sie Latein können, wird es Ihnen leichter fallen gewisse grammatikalische Muster zu erkennen und sich auch Wortschatz leichter zu merken.
Die lateinische Sprache ist sehr systematisch und erfordert ein großes Maß an Präzision. Und dadurch gewöhnt sich Ihr Gehirn daran auf Details Acht zu geben, was Ihnen wiederum beim Lernen anderer Disziplinen wie Mathematik oder wissenschaftlichen Bereichen helfen kann. Und natürlich verbessert es Ihre Sprachkenntnisse. Alleine 50% des englischen Wortschatzes und die grammatikalische Struktur der Sprache basieren auf Latein.
Wenn Sie Latein lernen, dann fragen Sie sich nicht mehr lange, warum die Pluralform von Dogma lautet: Dogmen oder Dogmata, oder die Pluralform von Trauma: Traumata. Sie werden leichter Wortgeschlechter und deren Endungen er/kennen und sich nicht mehr so sehr über die Terminologie in den Bereichen Biologie oder Rechtswesen wundern.
Latein beinhaltet nicht nur die terminologischen Wurzeln der modernen Wissenschaft, sondern ist auch die Sprache des Rechts, der Politik, der Künste, der Logik und der Theologie. Vor allem im Rechtswesen verwendet man vorherrschend lateinische Terminologie. Die Römer waren Meister in der Kunst des Rechts und der Regierungsführung. Von Ihnen stammt unsere Rechtssprache und politische Sprache. Auch die Logik wurde zwar zuerst von Aristoteles auf Griechisch erklärt, und dann von Gelehrten im Mittelalter auf Latein weiterentwickelt und systematisch zusammengefasst.
Und natürlich: Latein ist wirklich die allerbeste Vorbereitung, wen Sie eine romanische Sprache lernen möchten, oder auch jede Sprache aufgrund der erforderlichen Disziplin.
Die Verbreitung der Lateinischen Sprache
Latein leitet sich von Latium, dem Reich mit Zentrum Rom, ab, dessen Bewohner diese als indogermanische eingestufte Sprache sprachen, welche bis ins 6.Jahrhundert BD zurückreicht. Latein wurde von den Einwohnern des Römischen Reiches gesprochen, welches unter Kaiser Trajan im 2.Jahrhundert AD seine größte Ausweitung hatte (siehe Karte im Link) und praktisch von Italien über GB und Europa (Spanien, Frankreich, und alle bis an die germanischen Grenzen reichenden Regionen), sowie Nordafrika, die Türkei und Palästina bis nach Mesopotamien reichte.
Welche Sprachen sind romanische Sprachen?
Es gibt zwar rund 15 romanische Sprachen, aber diese 5 sind die meistverbreiteten romanischen Sprachen:
- Italienisch
- Französisch
- Portugiesisch
- Spanisch
- Rumänisch
Unterschiede zwischen Latein und romanischen Sprachen
Latin hat eine sogenannte „flektierte Grammatik“, das heißt die Worte verändern sich, um ihre Rolle im Satz anzugeben. Die meisten lateinischen Verben haben 150 unterschiedliche Formen. Daran erkennen Sie, wie Ihnen die Sprache helfen kann, denn es kann nur leichter werden, wenn Sie sich danach an eine romanische Sprache heranwagen. Die flektierten Verben zeigen, wie gesagt, wie sich ein Verb in den Satz einfügt, welches Nomen mit diesem zusammengehört etc.
Im Lateinischen stammt die Bedeutung der meisten Sätze von der Kombination der Bedeutung jedes einzelnen Wortes in Übereinstimmung mit der Grammatik, was bekannt ist als Frege-Prinzip. Deshalb ist die Sprache so gut geeignet, um die Grammatik romanischer Sprachen zu erklären, bzw. aller Sprachen, denn die Regeln sind klar und leicht verständlich.
Sehen wir uns einen Satz an und vergleichen ihn mit ein paar romanischen Sprachen. Wenn Sie sagen wollen, dass Sie einer Frau etwas gegeben haben, hieße das: fēminae id dedi, also quasi (vom Sinn her) „der Frau habe gegeben“. Auf Französisch wäre das: Je l’ai donné à la femme. In der spanischen Sprache heißt es: Se lo dí a la mujer. Im Italienischischen heißt es: L’ho datto alla donna. Auf Portugiesisch sagt man: O dei à mulher. Und auf Rumänisch Am dat-o femeii.
Auch wenn Sie keine dieser Sprachen kennen, sehen Sie die Unterschiede. Latein ist keine romanische Sprache und ähnelt am meisten dem Italienischen.
Femina heißt Frau, fēminae heißt einer Frau (quasi wie der Dativ im Deutschen). Die Wortendung zeigt an, dass Sie es „ihr“ „der Frau“ gegeben haben.
In den meisten romanischen Sprachen, sind diese Nomina-Endungen verschwunden, und deshalb brauchen Sie ein Wort, das angibt, dass Sie es „der Frau“, gegeben haben. Im Französischen und Spanischen wäre das à/a, also à la femme bzw. a la mujer.
Rumänisch ist eine Ausnahme, und deshalb heißt es femeii, allerdings gibt es viel weniger Endungen dieser Art als im Lateinischen.
Versteht irgendwer heutzutage noch Latein?
Auch wenn also die romanischen Sprachen auf dem sogenannten „gewöhnlichen“ Latin basieren, würde ein Italiener heutzutage einen Latein sprechenden Menschen nicht verstehen. Die Ähnlichkeiten untereinander sind in den romanischen Sprachen weit stärker als mit dem Lateinischen.
Portugiesisch, Spanisch und Italienisch sind eine Art Dialekt, der sich davon abgeleitet hat, weshalb es umso leichter ist das Vokabular untereinander abzuleiten. Französisch und Rumänisch unterscheiden sich mehr davon. Rumänisch deshalb, weil es stark von den slawischen Sprachen beeinflusst wurde. Und Französisch deshalb, weil die letzte Silbe eines Wortes betont wird, wohingegen im Lateinischen die vorletzte Silbe betont wird. Amicus wurde so zu ami (statt amico auf Italienisch und amigo auf Spanisch/Portugiesisch), mater wurde mère (statt madre), etc.
Was ist nun zusammengefasst der Vorteil Latein zu lernen in Bezug auf die romanischen Sprachen?
Wie bereits erwähnt, nicht nur in den romanischen Sprachen, auch im Englischen und Deutschen, befinden sich zahllose Wörter, die sich aus dem Lateinischen ableiten. Und auch, wenn sich die Grammatik dieser moderneren Sprachen verändert hat, werden Sie durch das lateinische Vokabular die Grundlage legen, um vor allem Vokabular romanischer Sprachen besser zu erkennen und zu verstehen (da sich diese davon ableiten). Wenn Sie dann einmal eine romanische Sprache können, hilft Ihnen dies, die Schwestersprachen zu erlernen.
Außerdem wird Ihnen das Erkennen grammatikalischer Regeln und Fällen leichterfallen, da Sie ein größeres Verständnis für den Aufbau dieser haben werden und Begriffe wie Imperativ, Konditional und Gerundium bereits kennen. Es wird geradezu leicht für Sie, im Vergleich zum Latein Lernen, da Sie sich bereits mit struktureller Logik befasst haben!
Und noch einmal: Latein ist die Sprache der Wissenschaft, des Rechts und der Künste. Das heißt, Sie tun etwas für Ihre Allgemeinbildung, und werden mit Ihrem Sprachverständnis andere Menschen beeindrucken!
Lateinische Wörter im Deutschen
Hier eine kurze Liste deutscher Wörter, die aus dem Lateinischen kommen:
- Abitur = abiturium
- agieren = agere
- brutal = brutalis
- Fabrik = fabrica
- Funktion = functio
- irritieren = irrito
- Kollektiv = colligere
- Kongress = congressus
- Minute = minuta
- Platz = platea
- Reptil = reptilis
- subtrahieren = subtrahere
- Zentrum = centrum
Hätten Sie gewusst, dass alle diese Wörter aus dem Lateinischen kommen? Und wenn Sie eine romanische Sprache lernen: Erkennen Sie die Gemeinsamkeiten, die lateinisch basierte Wörter (in Ihrer Muttersprache) mit diesen haben? 😉
Lateinische Sprüche
Hier ein paar lateinische Sprüche, die wir immer noch verwenden:
Ad absurdum
Etwas als unsinnig nachweisen.
Alea iacta est.
Der Würfel ist gefallen. (Zitat von Caesar)
Carpe diem.
Nutze den Tag. (Zitat von Horaz)
Errare humanum est.
Irren ist menschlich. (Zitat von Cicero)
In omnem eventum
Für alle Fälle
Memento mori.
Denke daran, dass du sterben musst. (Zitat von Persius)
Nomen est omen.
Der Name ist ein Vorzeichen (der Name zeigt schon etwas über die Sache/den Menschen)
Veni vidi vici.
Ich kam, ich sah, ich siegte. (Zitat von Gaius Julius Caesar)
Tempus fugit, amor manet.
Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt.
Wo und wie kann ich heutzutage Latein lernen?
Nachdem es sich um eine offiziell tote Sprache handelt, gibt es keine Möglichkeit Latein auf Reisen in ein bestimmtes Land zu lernen. Allerdings finden Sie im Internet haufenweise Apps, YouTube Videos und auch online Kurse für diese extrem hilfreiche Sprache.
Wie kann man sich den lateinischen Wortschatz merken?
Um sich zehn lateinische Wörter pro Tag zu merken (oder zwischen 10 und 15), ist es notwendig, dass Sie das System der wiederholten Verteilung (oder auf Englisch Spaced Repetition System) anwenden. Dieses System erlaubt Ihnen, sich Wortschatz, Konzepte und Informationen langfristig zu merken, indem es sich mit zeitlich verteilten Wiederholungen beschäftigt. Deshalb müssen Sie auf Basis der Vergessenskurve planen, die Ihnen erlaubt Ihre „Grundwortschatzliste“ durchzugehen, bevor Sie sie vergessen. So kann Ihr Gedächtnis sich Worte langfristig merken. Wichtig: Sie können gerne Ihre „Grundwortschatzliste“ mit Wortschatz aus Spezialgebieten vervollständigen. Zum Beispiel mit dem Vokabular, das im Rechtsbereich verwendet wird, oder der Medizin, Religion, Kultur etc. Es liegt ganz an Ihnen, welches Vokabular noch mit dazu gehört! Wenn Sie Ihre Liste einmal festgelegt und erstellt haben, dann wird es Ihnen leichter fallen, schnell Latein zu lernen.
Lateinische Worte in Kategorien lernen
Haben Sie den Vorsatz schnell Latein zu lernen, dann kann auch die folgende Technik hilfreich für Sie sein: das Flashkarten System (flashcards auf Englisch). Die Effizienz dieser Technik erlaubt Ihnen die gelernten türkischen Worte leicht wieder aus Ihrem Gedächtnis hervorzuholen. Diese Technik basiert auf dem aktiven Wiederholen (active recall auf Englisch), welches sehr wirkungsvolle Ergebnisse zeigt. Sie erlaubt Ihnen auch an der Aussprache türkischer Wörter zu arbeiten und stützt sich auf die Reaktivität der Antwort auf eine gestellte Frage, sowie darauf, dass Sprachen lernen auch Spaß machen soll. Die Technik ähnelt ein wenig jener, bei der Sie Post-Its auf die jeweiligen bezeichneten Gegenstände kleben… Sie sehen schon was gemeint ist. Kleines Plus: die Methode der aktiven Wiederholung gehört zu den effizientesten modernen Methoden, um sich lateinische Wörter zu merken.
Die folgenden Artikel passen zum Thema und können für Sie interessant sein:
- Die meistgesprochenen Sprachen der Welt
- Die 7 nützlichsten Fremdsprachen
- Das System der verteilten Wiederholung zum Sprachenlernen
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