Schweizerdeutsch ist das Deutsch, das in der Schweiz gesprochen wird. Wir erklären die Besonderheiten dieser Sprache und erläutern, worin die Unterschiede zum Hochdeutsch liegen. Genauso wie es in Deutschland Dialekte gibt, die für einen Anfänger schwer verständlich sein können, gibt es auch den österreichischen und schweizerischen Sprachraum mit seinen Besonderheiten. Wie klingt es denn nun genau, das Schweizerdeutsch?

Letztes Update: 22. April 2021

Schweizerdeutsch

Die Kenntnis dieses Dialekts könnte für Sie nützlich sein, wenn Sie auf Geschäftsreise in der Schweiz sind, aber auch wenn Sie sich dazu entschließen einen Sprachkurs in der Schweiz zu machen. In der Sprachschule wird man zwar Hochdeutsch lehren, aber auf der Straße verstehen Sie dann wahrscheinlich erst mal gar nichts, wenn alle Welt Schweizerdeutsch spricht. 

Eine kleine Einführung ins Schweizerdeutsch

Fangen wir mit einem einfachen, aber prägnanten Beispiel an, um uns den doch relativ großen Unterschied zwischen Hochdeutsch und dem, wenn auch großteils nur in der gesprochenen Sprache, völlig anderen Schweizerdeutsch anzusehen:

Schweizerdeutsch: Min Nama isch Kristina. Hochdeutsch: Mein Name ist Kristina.

Sie sehen sofort den Unterschied. Wenn Sie sich das Ganze auch noch phonetisch vorstellen, wird bald klar, dass Schweizerdeutsch für jemand mit ungeübtem Ohr nicht besonders verständlich und in normaler Sprechgeschwindigkeit und mit komplexeren Sätzen gesprochen, eher schwer verständlich ist.

Selbst ich als Österreicherin verstehe die Schweizer schlecht bis gar nicht, wenn Sie sich in normaler Sprechgeschwindigkeit unterhalten. Genauso wie viele Deutsche oder Schweizer einen richtig österreichischen Dialekt wie das Steirische schwer oder gar nicht verstehen können. Oder ein Österreicher mit dem Schwäbischen oder Sächsischen in Deutschland Probleme haben wird.

Hier noch zwei weitere einfache Sätze, um den Unterschied zum Hochdeutsch zu verdeutlichen:

Von wo kunsch du? Woher kommst du?
Wonsch du do? Wohnst du dort?

Achtung, die schriftliche Sprache ist auch in der Schweiz immer Hochdeutsch, auch wenn sich selbst in großen Zeitungen natürlich lokale Ausdrücke befinden werden, was aber so ziemlich in allen Ländern die dieselbe Sprache, aber unterschiedliche Dialekte teilen, der Fall ist. Sehen wir uns die Schweiz einmal im Überblick an und kommen dann wieder zum Schweizerdeutsch und seinen Besonderheiten zurück.

der Schweizer Dialekt

 

Die Schweiz und ihre Regionen

In der Schweiz gibt es 7 Regionen, welche insgesamt 26 sogenannte Kantone beinhalten:

  1. Région lémanique
  2. Espace Mittelland
  3. Nordwestschweiz
  4. Zürich
  5. Ostschweiz
  6. Zentralschweiz
  7. Tessin

Innerhalb dieser Regionen wird außer Schweizerdeutsch auch Französisch, Italienisch und Rätoromanisch gesprochen.

  • 3 Kantone sind zweisprachig: in Bern, Freiburg und im Wallis spricht man Deutsch und Französisch.
  • Im Tessin und in 4 südlichen Tälern Graubündens wird Italienisch gesprochen.
  • Der Kanton Graubünden ist mehrsprachig. Man spricht dort Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch.

Das heißt Sie werden in 21 Kantonen auf Schweizerdeutsch stoßen.

 

Schriftliche Unterschiede zwischen Schweizerdeutsch und Hochdeutsch 

Orthographische Unterschiede und grammatikalische Fälle

  • Aufgrund der Mehrsprachigkeit in der Schweiz werden im Land oft lateinisch beeinflusste Wörter verwendet. Im Deutschen gibt es zum Beispiel drei verschiedene Schreibweisen für einen tiefen Ausschnitt an einem Damenkleid: Dekolleté, Dekolletee, Décolleté. Letztere ist die Schreibweise, wie sie in der Schweiz verwendet wird. Ein weiteres Beispiel ist die Karosserie, die in der Schweiz die französische Schreibweise und das zweite R beinhaltet: Carrosserie.
  • Im Schweizer­hochdeutschen gibt es im Unterschied zum Hochdeutschen bei Präpositionen eine ausgeprägte Tendenz zum Dativgebrauch. Die folgenden Präpositionen werden im Schweizerhochdeutschen mit dem Dativ gebildet, im Hochdeutschen meist mit dem Genitiv:
    • wegen
    • trotz
    • während
    • wegen
  • Wenn Sie regelmäßig Korrespondenz mit deutschsprachigen Geschäftspartnern führen, wird Ihnen Folgendes bereits aufgefallen sein: Schweizer haben die Gewohnheit, nach der Anrede kein Satzzeichen zu setzen und den Text groß anzufangen, während es in Deutschland üblich ist, ein Komma zu setzen und den Text klein zu beginnen.

 

Typographische Unterschiede zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch

  • Die Schweiz orientiert sich bei Anführungszeichen an Frankreich und Italien und verwendet die Guillemets: «…».
  • In Deutschland verwendet man jedoch diese Anführungszeichen: „…“.
  • Uhrzeiten werden in der Schweiz mit einem Punkt geschrieben (10.45), in Deutschland ist die Schreibweise mit Doppelpunkt üblich (2:15).
  • Abstände zwischen mehrstelligen Zahlen: in der Schweiz wird der schräge Apostroph verwendet (’), in Deutschland ein Festabstand, bei Geldbeträgen aber ein Punkt.
  • Bei Geldbeträgen wird in der Schweiz nach einem Preis ein Punkt und ein Gedankenstrich gesetzt (CHF 350.–), in Deutschland ein Komma und ein Bindestrich (€ 420,-).

 

Unterschiede bei den Verben im Schweizerdeutschen

In der Schweiz sind Sie gerne an der Bar gestanden. Auch sind Sie auf einer Bank gesessen. Im Hochdeutschen allerdings haben Sie an der Bar gestanden und Sie haben auf der Bank gesessen. Im Schweizerhochdeutschen bilden die Verben setzen, stellen, legen das Perfekt mit sein, während sie im Hochdeutschen das Modalverb haben verwenden.

In der Schweiz steht außerdem nach dem Verb sehen die Präposition zu nicht nach. Ein Sprecher in Deutschland oder Österreich wird nach seinem Kind sehen, während der Schweizer zu seinem Kind sieht. Eltern tragen darüber hinaus Sorge zu ihrem Nachwuchs und nicht wie im Hochdeutschen, Sorge für ihren Nachwuchs.

Ebenfalls in diese Kategorie unterschiedlicher Konstruktionen fallen:

Es hat noch Bier (Kartoffeln etc.) im Keller. Es gibt noch Bier (Kartoffeln etc.) im Keller.
Ich habe kalt. Mir ist kalt.

 

Unterschiedliche Artikel im Schweizerdeutsch

Hier eine kleine Auswahl an in der Schweiz unterschiedlichen Artikeln:

das E-Mail die E-Mail
der Drittel, Viertel (im Sinne von dritter, vierter Teil) das Drittel, Viertel
die Spargel  der Spargel
die Foto das Foto
das SMS die SMS
das Tram  die Tram
der Radio das Radio

 

Unterschiede in der Pluralbildung zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch

Auch die Pluralbildung mancher Substantive unterscheidet sich im Schweizerdeutschen vom Hochdeutschen:

die Pärke die Parks, seltener die Parke
die Krägen die Kragen
die Departemente die Departements

 

Der Einfluss des Französischen in der Schweiz

Besonders das Französische hat auf das Schweizer­hochdeutsch einen großen Einfluss. Das hochdeutsche Wort Kommissar zum Beispiel wird basierend auf dem französischen Wort commissaire als Kommissär bezeichnet. Andere französische Ausdrücke sind 1:1 übernommen worden, wie zum Beispiel:

Merci Danke
d’Accord Einverstanden
Velo Fahrrad

 

Lehnwörter im Schweizerdeutschen

Man darf sich als Deutscher oder Österreicher nicht wundern, wenn ein schweizer­deutscher Muttersprachler seine Wäsche in den Tumbler statt in einen Wäschetrockner gibt oder seine Haare beim Coiffeur statt bei einem Friseur schneiden lässt. Im Schweizer­hochdeutschen werden durch den Einfluss mehrerer Fremdsprachen teils andere Lehnwörter verwendet. Deshalb sind ins Schweizer­hochdeutsch mehr Ausdrücke eingegangen, die dem Französischen, Italienischen, Englischen und Lateinischen entlehnt sind.

 

Unterschiede bei den Redewendungen

Oft unterscheiden sich schweizer­hochdeutsche und hochdeutsche Rede­wendungen. Das kann einen ein wenig ratlos machen, und zwar auf beiden Seiten. Zum Beispiel: So wie der Schweizer wie der Esel am Berg steht, steht der Deutsche wie der Ochs vorm Berg.  Hier noch ein paar weitere Beispiele, von denen Sie eine noch größere Liste auf Wikipedia unter den sogenannten Helvetismen finden (Helvetia ist die vom Volksstamm der Helvetier abgeleitete neulateinische Bezeichnung für die Schweiz und eine allegorische Frauenfigur, welche die Schweiz bzw. die Eidgenossenschaft versinnbildlicht):

weder Fisch noch Vogel weder Fisch noch Fleisch; nicht konsequent; uneindeutig; nichts Richtiges
das Fuder überladen des Guten zu viel tun
es hat solangs hat es gibt etwas, solang der Vorrat reicht
Jetzt ist genug Heu unten! Jetzt reicht es!
neben den Schuhen stehen falschliegen; sich nicht wohlfühlen in seiner Haut; außer sich sein
keinen Wank tun/machen sich nicht rühren, keinen Mucks machen

 

Schweizerdeutsch sprechen und die Schweiz kulinarisch geniessen  

 
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