Eine Sprache sprechen, die nicht die eigene Muttersprache ist, ist das Ziel aller Sprachlernenden. Aber wann ist der beste Moment dafür, endlich mit dem Sprechen anzufangen? Nachdem man die ersten Vokabellisten studiert hat? Oder bei einem Besuch in einem Land, in dem die Zielsprache gesprochen wird? In dem folgenden Beitrag und dem zugehörigen Video erklären wir Ihnen, wann man unserer Meinung nach am besten damit anfangen sollte, eine Sprache aktiv zu sprechen.
Letztes Update: 24. September 2024
Wir werden oft gefragt, wann man anfangen sollte, seine Zielsprache zu sprechen. Das ist eine wichtige Frage und zugleich eine, die ziemlich schwer zu beantworten ist. Wenn Sie online nachsehen, werden Sie schnell herausfinden, dass es keine einhellige Meinung zwischen Sprachexperten gibt, was den richtigen Moment betrifft, um mit dem Sprechen Ihrer Zielsprache zu beginnen.
Wann ist der richtige Moment, um mit dem Sprechen anzufangen?
Sollten Sie also mit dem Sprechen gleich anfangs beginnen oder sollten Sie warten, bis Sie wirklich bereit sind? Viele andere Sprachexperten und Polyglotten haben ihre Ansichten zum Thema geteilt:
1. Von Anfang an sprechen
Lassen Sie uns mit der ersten Gedankenschule beginnen, welche sich dafür ausspricht, von Anfang an zu sprechen. Unser Freund Benny Lewis, der berühmte irische Polyglotte hinter dem Fluent in 3 Months Blog, ist einer von mehreren anerkannten Experten auf diesem Gebiet. Bennys Rat ist von Tag Eins an zu sprechen, weil Sprachenlernen sich ganz ums Üben dreht. Um Fortschritte zu machen, müssen Sie schnell wie möglich üben. Die Vorteile dieses Ansatzes sind, dass Sie gleich loslegen können mit dem Üben, ohne zu sehr oder lange auf der Theorie herum zu brüten. Sie praktizieren Learning by doing anstatt zu lange mit der Nase in ein Buch vertieft zu lernen, und Sie vermeiden zukünftig Angst vor dem Sprechen zu entwickeln.
Auf der anderen Seite gibt es ein paar Haken. Sehr früh zu sprechen, kann eine Herausforderung sein, wenn Sie nicht den Wortschatz und andere grundlegende Sprachkenntnisse haben. Dieser Ansatz ist wahrscheinlich nicht geeignet für Sie, wenn Sie schüchtern, introvertiert oder ein bisschen perfektionistisch sind. Ihre erste Erfahrung kann ernüchternd sein, wenn Sie über jemanden stolpern, der nicht hilfreich oder geduldig genug ist.
2. Bereit sein, ehe Sie eine Sprache spreche
Die gegensätzliche Gedankenschule empfiehlt es, zu warten, bis Sie sich zum Sprechen bereit fühlen. Es geht darum, das Sprechen solange wie möglich zu verzögern in den frühen Phasen des Lernens, um genug Wortschatz und andere Sprachkenntnisse zu erwerben, dabei vor allem das Hörverständnis. Es handelt sich dabei um den Ansatz des berühmten Polyglotten und Linguisten Steve Kaufmann, der kurz und bündig fragt: „Warum die Eile?“. Steve ist es lieber eine längere Zeit mit Zuhören und Lesen zu verbringen, und er beginnt mit dem Sprechen erst dann, wenn er ganz und gar versteht, was andere Leute sagen und er eine aussagekräftige Antwort geben kann.
Natürlich ist das seine eigene Präferenz. Der kanadische Sprachforscher gibt zu, dass unterschiedliche Schüler unterschiedliche Ansätze verwenden können und manche auch schon früher, als er zu sprechen beginnen können. Die Vorteile dieses Ansatzes sind, dass Sie sich selbst genug Zeit geben, um sich mit der Sprache anzufreunden, bevor Sie versuchen zu sprechen. Und Sie vermeiden Stress, wenn Sie zu introvertiert oder schüchtern sind, um Ihren Mund zu öffnen mit noch begrenztem Sprachwissen. Die Nachteile sind zunächst einmal, dass man möglicherweise zu lange wartet, um mit dem Sprechen zu beginnen und in weiterer Folge wirkliche Angst vor dem Sprechen entwickelt und außerdem wenden Sie das Gelernte so nicht sofort an.
3. Es gibt keine festen Richtlinien
Zwischen diesen beiden Extremen gibt es natürlich noch ausgeglichenere Sichtweisen, wie die eines anderen großartigen Polyglotten und Sprachexperten, Luca Lampariello. Unser Freund Luca sagt im Grunde genommen, dass es nicht nur eine richtige Antwort auf die Frage gibt. Seiner Ansicht nach ist der richtige Moment mit dem Sprechen anzufangen von subjektiven und objektiven Faktoren gleichermaßen abhängig. Ein objektiver Faktor ist zum Beispiel der Unterschied zwischen der Zielsprache und Ihrer Muttersprache. Subjektive Faktoren beinhalten Ihre geistige Einstellung, Ihre Persönlichkeit sowie Ihre Spracherfahrung und Ihren Hintergrund.
Unsere Einstellung in dieser Angelegenheit liegt irgendwo zwischen Benny Lewis und Luca Lampariello. Wen uns jemand fragt, wann er mit dem Sprechen der Zielsprache beginnen sollte, dann antworten wir normalerweise: so früh wie möglich. Aber es hängt von Ihnen und Ihrer spezifischen Situation ab.
Der Zeitpunkt ist also individuell
Lassen Sie uns Ihnen die zwei Teile unserer Antwort erklären. In unserem MosaLingua Team haben wir verschiedene Lerntypen und somit auch Erfahrung mit den unterschiedlichen Strategien. Zu lange mit dem Sprechen zu warten ist unserer Erfahrung nach kontraproduktiv, deshalb versuchen die meisten unserer Teammitglieder so oft wie möglich die Zielsprache zu sprechen, und zwar so früh wie nur möglich.
Wenn die Zielsprache derjenigen Sprachen ähnelt, die Sie bereits sprechen, dann versuchen Sie am besten nach einem Monat bereits Selbstgespräche zu führen. Nach drei Monaten des Lernens versuchen Sie mit einem Sprachlehrer zu sprechen. Ein zu großer Fokus auf der Theorie würde zu dem gleichen Ergebnis führen, wie beim Erlernen des Tennisspielens anhand einer Gebrauchsanweisung und ohne überhaupt einen Tennisplatz zu betreten. Ziemlich unmöglich oder?
Die Komfortzone verlassen, um eine Sprache zu sprechen
Der berühmte Spruch No pain, no gain (wörtlich „Kein Schmerz, kein Gewinn“) ist tatsächlich wahr. Je mehr man sich aus der eigenen Komfortzone zwingt, desto schneller macht man Fortschritte. Auf der anderen Seite würden wir aber niemanden dazu zwingen, zu früh zu sprechen, wenn er oder sie sich damit nicht wohlfühlt. Das bringt uns zum zweiten Teil unserer Antwort, welche auch unterschiedliche Strategien für unterschiedliche Lernende empfiehlt.
Lassen Sie uns gemeinsam zwei Beispiele betrachten: Wenn Sie bereits eine oder zwei Sprachen gelernt haben, Sie sich für einen extrovertierten Menschen halten und die Zielsprache der Muttersprache ähnelt, dann empfehlen wir Ihnen recht früh mit dem Sprechen der Zielsprache zu beginnen. Wenn Sie allerdings eher introvertiert und schüchtern sind, wenig Erfahrung im Sprachenlernen haben und eine Sprache lernen, die sich völlig von Ihrer Muttersprache unterscheidet, dann möchten Sie vielleicht lieber zuerst aufs Zuhören und Lernen des Wortschatzes konzentrieren, um Ihr Selbstvertrauen in Ihrer Zielsprache aufzubauen. Auch dann empfehlen wir immer noch so früh wie möglich mit sich selbst zu sprechen. Es fühlt sich zwar anfangs komisch an, aber es ist eine effiziente Strategie, um sich auf Gespräche mit einer anderen Person vorzubereiten.
Unser Video zum Thema: Wann Sie mit dem Sprechen einer Sprache anfangen sollten
Wir hoffen wirklich, dass unser Video Ihnen dabei hilft herauszufinden, welcher der richtige Moment für Sie ist, um in der Zielsprache zu sprechen zu beginnen. Vergessen Sie nicht, dass es keine richtige oder falsche Antwort gibt, sondern Sie es irgendwann tun, werden müssen. Eine Sprache zu sprechen ist eine Kunst, die Sie mittels Übung meistern lernen und deshalb können Sie auch nur durch Üben dazulernen und sich verbessern. Das Video ist wie gewohnt auf Englisch, Sie können aber deutsche (oder anderssprachige) Untertitel wählen, in dem Sie das kleine Zahnrädchen auf Ihrem Bildschirm betätigen.
Weitere Tipps dazu, Ihre Angst vor dem Sprechen zu überwinden und Ratschläge, wie Sie das Sprechen am besten üben können, liefern Ihnen auch unsere folgenden Artikel:
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