Arabische Musikالموسيقى العربية,  al-mūsīqā al-ʿarabīyyah) ist Musik aus der gesamten arabischen Welt zusammen mit all ihren Stilen, sprachlichen Dialekten und musikalischen Genres. Jedes arabische Land und jede Region haben ihre eigene traditionelle Musik, welche sich im Laufe der Zeit mit Einflüssen aus anderen Regionen vermischt hat. Moderne arabische Musik wird weltweit immer populärer. Lesen Sie jetzt mehr über die Welt der arabischen Musik und entdecken Sie ihre Klänge und ihre Vielfalt!

Letztes Update: 19. März 2024


arabische Musik

In diesem Beitrag wollen wir Ihnen einen Einblick in die Ursprünge der arabischen Musik, die verwendeten Instrumente und die Musikstile bis in die Gegenwart geben. Wir haben auch einen kleinen Wortschatz rund um die arabische Musik für Sie vorbereitet und geben Ihnen zum Schluss noch ein paar Tipps, auf welchen Sendern Sie diese Musik zu hören bekommen.

Die arabische Musik und ihre Besonderheiten

Auf dem Coachellafestival 2023 in den USA spielte die palästinisch-chilenische Sängerin Elyanna als erste Künstlerin eine gesamte Show auf Arabisch und zwar auf der größten Bühne des Festivals. Die 20-Jährige wuchs in Palästina auf, bevor sie nach Los Angeles zog. Sie gehört zu einer neuen Welle von jungen arabisch-sprachigen Künstlern, die arabische Musik einem globalen Publikum wie nie zuvor zugänglich macht. Eine Reihe an Musikern schafft heute den internationalen Durchbruch – vielleicht kennen Sie einige dieser Künstler bereits?

 

Arabische Künstler und arabische Musik heute

Einige erfolgreiche arabische Künstler der Gegenwart sind:

Wassim – Ein libanesisch-kanadischer Musikmanager, der mit seinem Musiklabel XO Records unter anderem The Weekend zum Superstar machte und unlängst ein Universal-Music Label für arabische Musik gegründet hat.

Myriam Fares – Diese libanesische Popsängerin singt auf Englisch, Spanisch und Arabisch.

DJ Nooriyah – Die in Saudi Arabien und Japan aufgewachsene Sängerin kombiniert ihre Musik mit traditionellen arabischen Instrumenten wie der Oud.

Wegz – Dieser ägyptische Künstler zieht Inspiration aus dem afrikanischen Kontinent als Ganzes sowie insbesondere der Musik der Beduinen. Der in Alexandria geborene Rapper ist einer der bekanntesten Künstler in Südwestasien und Nordafrika.

Saint Levant – Ein palästinensisch-algerischer Musiker und der jordanische Popsänger Issam Alnajjar, die zusammen von Millionen Fans auf der Social Media Plattform TikTok gehört werden.

Lana Lubany – Die 25-jährige amerikanisch-palästinensische Musikerin hat es sich zum Vorhaben gemacht, auf Arabisch gesungene Musik auch im Westen populär zu machen. Ihre zweisprachigen Musikvideos wie z. B. die Elektropopballade THE SNAKE wurden von Millionen Menschen auf TikTok gehört, darunter sowohl von Arabischsprechern als auch Nicht-Muttersprachlern.

Tamer NafarDer wütende Rap-Star und sein vier Jahre jüngerer Bruder Suheil hatten bereits seit 1998 zusammen Rap-Musik gemacht. Zusammen mit dem Texter Mahmoud Jreri gründeten sie die Band DAM. DAM ist nicht nur eine Abkürzung für Da Arabian MCs. Das Wort bedeutet sowohl im Arabischen als auch im Hebräischen Blut. Im Arabischen kann es auch beständig, unsterblich oder ewig während bedeuten.

 

Ursprünge und Geschichte der arabischen Musik

Die Wurzeln der arabischen Musik liegen im Jemen, dem Zentrum vor-islamischer (vor dem 7. Jahrhundert) arabischer Wissenschaften, wo die Könige von Saba Musik, Literatur und andere Künste sowie viele Zweige der Wissenschaft förderten. In der Region Hejaz im Westen Saudiarabiens hieß es schon damals, dass die beste und authentischste arabische Musik aus dem Jemen stammt.

Damals dachte man, dass unsichtbare Wesen namens Dschinns den Dichtern und Musikern kreative Ideen einflößten. Diese erschufen, so sagte man, dank dieser Geister ihre Poesie und Musik. Der Gesang wurde von Frauen übernommen, die auch verschiedene Instrumente spielten, darunter Trommeln und Lauten wie die Oud und die Rabab.

Die ursprüngliche Struktur der arabischen Musik

Die damaligen Kompositionen waren simpel und wurden in einem einzigen Modus eines Musikstückes gesungen. Diesen bezeichnet man sowohl in der arabischen, türkischen als auch persischen Kunstmusik als Maqam (wörtlich: „Ort, auf dem etwas errichtet ist“). Zugrunde liegt ihm eine heptatonische Tonleiter bzw. Tonart. Seine Grundsteine sind die Adschnas, eine Gruppe von Trichorden, Tetrachorden und Pentachorden, welche sich vor allem in den Intervallen zwischen den einzelnen Tönen unterscheiden.

Für alle, die sich ein wenig mit Notenschrift auskennen: In der arabischen Musik gibt es außer Versetzungszeichen für Halbtöne auch solche für Vierteltöne, welche durch ein arabische-musik--der-melodische-weg-zur-arabischen-sprache-mosalingua (durchgestrichenes ) gekennzeichnet werden und die betreffende Note um einen Vierteltonschritt herabsetzen, sodass zwischen ihr und der vorherigen Note ein Dreivierteltonschritt vorliegt.

Arabische Musik der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Als im frühen 20. Jahrhundert Ägypten nach 2000 Jahren ausländischer Herrschaft endlich unabhängig wurde, kam es zu einem Aufschwung ägyptischer Musik. Diese ersetzte europäische Lieder, vor allem englische und französische Musik. Kairo wurde damals zum Zentrum musikalischer Innovation.

Die ägyptische Sängerin Umm Kulthum und die libanesische Fairuz gehörten zu den ersten Musikerinnen mit kommerziellem Erfolg. Sie waren beide jahrzehntelang berühmt und sind auch heute noch Legenden der arabischen Musikwelt.

Im Mittelmeerraum und Marokko war die Sängerin Zohra Al Fassiya die erste Musikerin, die im Maghreb Ruhm erlangte. Sie spielte und sang traditionelle arabisch-andalusische Volksmusik und nahm zahlreiche Alben auf.

Arabische Musik der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts

In den frühen 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts beeinflusste die arabische Musik auch westliche Popmusik, vor allem den sogenannten Surfrock. Ein Vertreter dieses Genres ist Dick Dale, ein amerikanisch-libanesischer Gitarrist. Er verwendete in seinen Liedern Melodien, die normalerweise auf einer Oud gespielt werden und spielte diese auf der E-Gitarre. Der Song Misirlou wird Ihnen vielleicht bekannt vorkommen, denn er wurde in Quentin Tarantinos ikonischem Film Pulp Fiction verwendet.

Arabische MusikMisirlou (Arabisch: مصر Miṣr ) ist ein Volkslied, das seit den 1920er-Jahren von arabischen, griechischen und jüdischen Musikern gespielt wurde, aber es gibt auch persische, türkische und indische Versionen des Liedes sowie arabische Versionen, die für Bauchtanz-Darbietungen verwendet wurden. Wenn Sie sich das Lied nun mit diesem Wissen anhören, erkennen Sie wahrscheinlich, dass es exotisch klingt, obwohl es mit E-Gitarren gespielt wird.

Seit den 1990er-Jahren hat sich die Mischung aus arabischer und westlicher Musik immer weiter verbreitet. Sie haben also sicher schon einmal zumindest ein Lied gehört, das in diese Kategorie fällt. Zu den in den 60-er und 70-er Jahren geborenen Musikern, die seit damals berühmt wurden und deren Musik in den 80-er und 90-er Jahren (aber auch heute noch) besonders bekannt war, gehören z. B. Amr Diab (aus Ägypten), Cheb Khaled (aus Algerien), Julia Boutros (aus Libanon), Amal Hijazi (aus Libanon) und Cheb Mami (aus Algerien).

 

Traditionelle Instrumente der arabischen Musik

Arabische Musik klingt für die meisten exotisch, ja sogar oft mystisch, was teils an den sich von der westlichen Musik unterscheidenden Akkordfolgen, aber auch an den Instrumenten des arabischen Raums liegt. Sehen wir uns jetzt die wichtigsten darunter an:

Oud bzw. Ud – Eine Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient. Als Vorläufer der europäischen Laute kam das ursprünglich wohl in Persien beheimatete Instrument mit der arabischen Expansion im 7. bis 9. Jahrhundert über die Mauren in Andalusien und die heimkehrenden Kreuzfahrer nach Europa. Eine Oud hat 6 Saiten und ähnelt stark einer Mandoline, was ihren Klang und ihre Tonhöhe betrifft.

Rabab – Eines der ersten Streichinstrumente, welches bereits im 8. Jahrhundert erfunden wurde. Sie hat häufig einen runden oder rechteckigen Resonanzkörper, ein bis drei Saiten, eine Decke aus Tierhaut und gelangte über Spanien und Sizilien nach Mitteleuropa. Im 13. Jahrhundert diente sie als Vorbild der Rebec, eines der wichtigsten Streichinstrumente des Mittelalters.

Kanun bzw. Kastenzither – Ein Saiteninstrument in Form eines Dreiecks, welches auf dem Schoß des Spielers gespielt wird. Dieser spielt die Kanun mit zwei Plektren, die man wie Fingerhüte auf die Zeigefinger steckt. Die frühe Kanun hatte 26 Paar Dreifach-Saiten und wurde mit dem linken Daumen gespielt.

Nay – Eine Holzflöte aus einem ausgehöhlten Schilfrohr, die in ihrer arabischen Version 7 Löcher zum Spielen hat, 6 vorne und eines hinten für den Daumen. Experten können damit bis zu 3 Oktaven spielen.

Riqq – Eine kleine Handtrommel mit Schellen, die einem Tamburin ähnelt. Sie war ursprünglich aus Holz und man kann mit ihr entweder Schellen spielen oder den Trommelkopf schlagen.

Kelchtrommel – Die Basis der arabischen Musik. Die bekanntesten Versionen heißen Tablah, Doumbek und Darbuka und werden unter einem Arm oder auf dem Schoß gehalten. Man kann damit tiefe Basstöne spielen oder höhere, leichtere Töne erzeugen. Dieses Musikinstrument ist auf arabischen Feiern unerlässlich.

Bendir – Eine Rahmentrommel, die vor allem im Maghreb beliebt ist. Sie ähnelt einem europäischen Tamburin und wird aus einem mit Ziegen- oder Schafhaut bespannten runden Holzrahmen gemacht.

Die Verbreitung arabischer Musikinstrumente in Europa geht darauf zurück, dass sie im 11. Jahrhundert hauptsächlich im islamischen Teil Spaniens hergestellt wurden. Von dort exportierte man die Instrumente u. a. ins restliche Europa, wo sie die Troubadoure vor allem in Frankreich, zum Spielen verwendeten.

Arabische Musik

 

Musikstile der arabischen Musik

Arabisch-Andalusische Musik – Eine Stilrichtung arabischer Musik, die in ganz Nordafrika verbreitet ist, die sich aus der Musik Andalusiens, welches vom 9. bis 15. Jahrhundert unter islamischer Herrschaft stand, ableitet. Heute wird diese Musikrichtung mit Algerien, Marokko, Tunesien und Libyen in Verbindung gebracht.

Raï – Algerische Volks- und Popmusik aus Westalgerien. Das Zentrum ist Oran, wo Raï zu Beginn der 80er-Jahre zur bedeutendsten algerischen Popmusik aufstieg. Der Begriff Raï hat mehrere Bedeutungen. Auf Arabisch bedeutet das Wort ra’y Sichtweise, Standpunkt, Meinung bzw. Gedanke, Ratschlag, Plan. Er könnte sich auch von Ya ray! ableiten, einem Füllwort innerhalb von Liedtexten, ähnlich dem englischen Yeah!.

Berbermusik (Kabyle) – Ein in ländlichen Regionen Marokkos dominierendes Genre, dessen Instrumente und Klänge aus dem muslimischen Andalusien stammen. Die Musik der Berber ist sehr vielfältig und verwendet u. a. Oboe und Dudelsäcke. Oft werden zur Musik traditionelle Geschichten erzählt.

Sufi-Musik – Ein Oberbegriff für regional unterschiedliche Stile islamischer Musik, die oft nur aus Gesängen besteht, in bestimmten Sufi-Orden (Sufismus ist eine Strömung im Islam, deren Merkmale asketische Tendenzen und eine spirituelle Orientierung sind, die als Mystik bezeichnet wird) auch instrumental begleitet wird. Dieser Musikstil hat also einen religiösen Hintergrund. Sie bewirkt durch ihre Rhythmen einen tranceähnlichen Zustand, der zu mystischer Ekstase führen soll. Eine besondere Art der Sufi-Musik ist Gnaoua, die vor allem in der Region um Essaouira in Marokko verbreitet ist.

Shaabi – Eine Art Popmusik, denn von Protestsongs bis zur Tanzmusik ist alles dabei. Shaabi steht im Zentrum der Alltagsmusik, von Straßenmusik über Hochzeiten bekommt man Shaabi überall zu hören. Oft wird Shaabi auch mit westlichen Musikgenres vermischt. Der Ausdruck ist, obwohl er dort geprägt wurde, nicht auf Ägypten beschränkt, sondern wird allgemein in den Maghrebländern verwendet.

Und schließlich noch ein interessanter Begriff aus der Welt der arabischen Musik: Waren Sie schon einmal verzaubert von einem arabischen Lied und haben beim Zuhören besonders intensive Emotionen gefühlt? Dieses Gefühl nennt man Tarab. In der arabischen Kultur ist Tarab ein Begriff, der sich auf den emotionalen Effekt bezieht, den die Musik auf den Menschen hat. Er bedeutet, dass die Musik eine emotionale Transformation (sogar eine Art Ekstase) bewirkt.

 

Wortschatz rund um arabische Musik

Arabisch arabische Schreibweise Deutsch
Muusiiqaa [muːˈsiːqaː] مُوسِيقَى Musik
Mughanii [muˈɣannin/iː, -ija] (ة)مُغَنِّي Sänger/in
ughnia [ɣannaː] أُغْنِيَّة Lied
raqs [raːqɑs̵ɑ] رَقْص tanzen
aala musiqiya [ʔaːla -] ٌآلَةٌ مُوسيِقيَِّة Musikinstrument

 

Wenn Sie mehr über das internationale phonetische Alphabet (IPA) wissen möchten, dank dem Sie sicherlich Ihre Aussprache auf Arabisch verbessern werden, dann lesen Sie unseren Artikel zu diesem Thema.

 

Radiosender mit arabischer Musik

Online-Radiosender mit arabischer Musik finden Sie zum Beispiel auf dieser Seite. Die folgenden Radiostationen sind aus Ägypten:

Kennen Sie ein arabisch-sprachiges Lied oder sind Sie vielleicht sogar Fan eines arabisch-sprachigen Künstlers/einer Künstlerin? Dann lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

 

Kurze Zusammenfassung: Arabische Musik

Unser Beitrag zu diesem Thema ist recht umfangreich, jetzt können wir jedoch sichergehen, dass Sie wissen:

  • Wo die Ursprünge der arabischen Musik liegen.
  • Welche Instrumente verwendet werden.
  • Welche Genres von arabischen Künstlern aufgegriffen werden.

Wenn Sie sich dafür interessieren, wie man mithilfe von Musik eine Sprache lernen kann, dann sollten Sie unbedingt unseren Beitrag lesen: Lernen mit Musik: 5 Schritte für bessere Sprachkenntnisse.

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